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Titelseite Gemeindeblatt Ausgabe 1
Titelseite Gemeindeblatt Ausgabe 1, © Stadtarchiv Dornbirn
Titelseite Gemeindeblatt Ausgabe 1
Titelseite Gemeindeblatt Ausgabe 1, © Stadtarchiv Dornbirn

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150 Jahre Gemeindeblatt

150 Jahre Gemeindeblatt

Exakt am Mittwoch, dem 10. November 1869, fasste der damalige Gemeindeausschuss (heute wäre das der Stadtrat) unter der Leitung von Bürgermeister Dr. Johann Georg Waibel den Beschluss, eine eigene Gemeindezeitung zu veröffentlichen. Der Sitzung, die um 14:30 Uhr im Hirschensaal begann, gingen erhebliche Streitigkeiten über die Proklamation der öffentlichen Verlautbarungen durch einen „Ausrufer“ voraus. Die erste Ausgabe erschien dann am 2. Jänner 1870.

Seit damals werden die Dornbirnerinnen und Dornbirner wöchentlich mit Informationen aus der Stadtverwaltung versorgt. Das Dornbirner Gemeindeblatt ist damit eine der ältesten Zeitschriften im Land. „Die laufende Kommunikation der Stadt ist wichtig, weil damit die Bürgerinnen und Bürger vielfältige Informationen erhalten. Nur wer gut informiert ist, kann sich am Stadtgeschehen beteiligen und mitreden. Genau das wollen wir“, berichtet Bürgermeisterin Dipl.-Vw. Andrea Kaufmann. Neben dem Gemeindeblatt gibt es zahlreiche andere Kommunikationskanäle, über welche die Bürgerinnen und Bürger Informationen erhalten. Wenn auf der Titelseite des heutigen Gemeindeblatts auf der „Pagina steht, „148. Jahrgang“, hängt das damit zusammen, dass während der Kriegsjahre im zweiten Weltkrieg die Publikation nicht erschienen ist.

Für die Stadt und ihre Bürgerinnen und Bürger war das Gemeindeblatt eine wichtige Informationsquelle. Hier konnten die neuesten Verlautbarungen und Kundmachungen kommuniziert werden. Darüber hinaus war das Gemeindeblatt auch für die heimischen Handels- und Gewerbebetriebe ein wichtiges Sprachrohr für ihre Angebote. Manche Firmen machten sich mit besonders kreativen Inseratserien einen Namen und schafften mit lustigen Slogans eine bekannte Marke. Auch wenn sich das Erscheinungsbild und die Aufmachung des Gemeindeblatts in den Jahrzehnten gewandelt hat, erfüllt das Amts- und Anzeigenblatt der Stadt im Kern seine Aufgabe nach wie vor. Anstelle von eher trockenen und „amtsdeutschen“ Informationen werden die Beschlüsse der städtischen Gremien heute journalistisch aufbereitet und sind damit auch besser lesbar.

Die Bürgerinnen und Bürger haben heute zahlreiche Möglichkeiten, sich über das Geschehen in der Stadt zu informieren. Das Internet und die Sozialen Medien haben die Kommunikation nachhaltig verändert. Informationen sind rund um die Uhr verfügbar und können unkompliziert geteilt und versendet werden. Mit einer Auflage von wöchentlich rund 8.000 Exemplaren ist das „Blättle“ aber nach wie vor eines der wichtigsten Medien der Stadt. Einzigartig ist seit jeher auch die Verteilung, die großteils über den Lebensmittelhandel erfolgt – das Gemeindeblatt wird vorwiegend am Freitag und Samstag gemeinsam mit dem Wochenendeinkauf besorgt.

Das Stadtarchiv Dornbirn ist sich bewusst, dass das Gemeindeblatt eine der reichhaltigsten Quellen zur Stadtgeschichte Dornbirn ist. Aus diesem Grund wurde auch gemeinsam mit der Vorarlberger Landesbibliothek ein Digitalisierungsprojekt gestartet. Rechtzeitig zum 150 Geburtstag des Dornbirner Gemeindeblattes sind die vollständigen Ausgaben von 1870 bis 1878 im Internet abrufbar und durch eine Volltextsuche über alle Inhalte leicht benutzbar. Die nächsten Jahrgänge bis 1882 sind bereits in Vorbereitung: Hier kommen Sie zu den historischen Ausgaben des Gemeindeblatts.

Zur Geschichte des Gemeindeblatts

Im Dezember 1869 erschien eine Probenummer und pünktlich am ersten Sonntag des neuen Jahres, am 2. Jänner 1870, erschien die erste offizielle Ausgabe des „Organs für alle gemeindeamtlichen Kundmachungen“. Die Einführung des Gemeindeblattes, das die mündlichen Verlautbarungen auf dem Marktplatz nach der Sonntagsmesse und die Ausrufer, „Usschellar“ in den Dorfkernen ersetzte, war eine der ersten Maßnahmen des Bürgermeisters Dr. Johann Georg Waibel (1828-1908). Er war von 1869 bis 1908 im Amt und er nütze das Blatt als Informationsmedium, das bald großen Anklang in der Bevölkerung finden sollte.

Mit dem Erscheinen des Dornbirner Gemeindeblattes wurde der Grundstein für eine moderne Gemeindeverwaltung geschaffen, ein weit größerer Personenkreis konnte nun über das, was in der Gemeinde vorgeht, informiert werden. Bürgermeister Waibel resümierte ein halbes Jahr nach dem Erscheinen der ersten Ausgabe sehr zufrieden: „Der Bauer nimmt am Sonntag sein Blatt aus dem Verkaufsladen mit nach Hause und kann mit Muße und Ruhe unter seinem Dache lesen.“ Ja, er sah sogar volksbildnerische Ziele erreicht: „Es darf auch allen Ernstes angeführt werden, dass ein solches unscheinbares Blatt ... [ein] nicht zu unterschätzendes Unterrichtsmateriale bildet; viele Alte müssen sich wieder im Lesen üben ... die Kinder sind stolz, es ihren oft sehr leseschwachen Eltern vortragen zu können ...“

Gedruckt wurde das Gemeindeblatt in immer wieder wechselnden Dornbirner Druckereien und zahlte sich quasi selbst. Im Jahre 1890, als das Blatt auf das heute übliche Format umgestellt wurde, standen Ausgaben von 3.955 Gulden Einnahmen in der Höhe von 4.919 Gulden gegenüber. Davon stammten rund 80 % aus dem Verkauf und 20 % aus dem Inseratenwesen. Dass sparsam gewirtschaftet wurde, musste auch die allgemeine Krankenkasse, der Verschönerungsverein, der Geflügelzuchtverein und die Mädchenfortbildungsschule erfahren, ihrem Ersuchen um kostenlose Einschaltungen ins Dornbirner Gemeindeblatt wurde abgelehnt. Heute können Dornbirner Vereine im Vereinsanzeiger eine kostenlose Anzeige pro Woche schalten.

1923 wurde vom Vorarlberger Gewerbebund angeregt, das Dornbirner Gemeindeblatt mit den Blättern der umliegenden Gemeinden zusammenzulegen. Dieser Gedanke scheiterte, weil sich Gewerbetreibende in den Nachbargemeinden dagegen aussprachen, sie wollten keine Anzeigen „fremder“ Geschäfte.

Seit 150 Jahren finden wir nun amtliche Mitteilungen aus dem Rathaus und wesentliche Informationen zum Stadtgeschehen im Gemeindeblatt. Die Bandbreite der Verlautbarungen und Mitteilungen reichte vom Wahlergebnis, über das Auflesen des Floßholzes in der Ach bis hin zur Ankündigung einer Volkszählung. Eine solche wurde bereits in der Nummer 2, am Sonntag, den 9. Jänner 1870 angekündigt. Man zählte damals übrigens 8508 Ortsanwesende, davon waren 4444 weiblichen, 4064 männlichen Geschlechts. Als 1892 die Angst vor der Cholera umherging, wurde im Gemeindeblatt verlautbart, dass jeder aus dem deutschen Reiche, aus Russland oder aus Frankreich ankommende Fremde durch Gemeindearzt Dr. Herburger untersucht und fünf Tage beobachtet werden soll. Für Vereine war und ist das Gemeindeblatt ein wichtiges Medium. Zu Vorträgen, Ausflügen oder Jahreshauptversammlungen vom Obstbauverein, der Freiwilligen Feuerwehr oder vom Radfahrverein wurde eingeladen.

Wichtige Ereignisse erschienen prominent auf der Titelseite genannt, allen voran die Erhebung der Gemeinde Dornbirns zur Stadt im Jahr 1901. In Notzeiten war das Gemeindeblatt ein wesentliches Kommunikationsmittel. Nach dem Zweiten Weltkrieg, als Hunger herrschte und alle aufgefordert waren, Kartoffeln anzupflanzen, forderte das Gemeindeblatt die Bevölkerung immer wieder auf, ihre Felder gründlich nach Kartoffelkäfern abzusuchen. Auch die Namen der bei Felddiebstählen Ertappten wurden im Gemeindeblatt genannt.

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