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Ankündigung Bödele-Ausstellung im Stadtmuseum 2020
Ankündigung Bödele-Ausstellung im Stadtmuseum 2020, © Stadt Dornbirn: Bertolini
Ankündigung Bödele-Ausstellung im Stadtmuseum 2020
Ankündigung Bödele-Ausstellung im Stadtmuseum 2020, © Stadt Dornbirn: Bertolini

Bödele

Eine Weihnachtserzählung vom Bödele

Eine Weihnachtserzählung vom Bödele

„Weihnachten im Jahr 1944 auf der Lankhütte“, das ist der Titel einer besonderen Erzählung von Klara Fessler. Sie spiegelt die damalige Zeit mit Krieg und Armut wider und war für die Protagonisten ein kleiner Lichtblick auf Frieden. Mit dieser Erzählung möchte das Stadtmuseum auf die bevorstehende Ausstellung „Wem gehört das Bödele?“ ab 5. Februar 2020 aufmerksam machen.

Das Bödele ist ein wichtiges Gebiet für Dornbirn und Schwarzenberg mit prägenden Gegensätzen seit Generationen: Fabrikanten-Ferienhäuser und geschütztes Hochmoor, Luxushotel und Alpwirtschaft, Girardelli-Hang und Familienskigebiet, Motorradrennen und Ashram. Noch interessanter sind – historisch wie gegenwärtig – die Aushandlungsprozesse rund um die verschiedenen Interessen. Im Rahmen der Ausstellung „Wem gehört das Bödele?“ in Dornbirn und Schwarzenberg kommen die handelnden Personen zu Wort und es werden verschiedenste Blickwinkel beleuchtet.

Weihnachten auf der Lankhütte
Eine nicht alltägliche Unternehmung an Weihnachten 1944

Beim Jahresabschluss der Sektion, der infolge Zerstörung vieler Gebäude in der Stadt Friedrichshafen am 17. Dezember 1944 in der Gaststätte Kapelle in Kressbronn gefeiert wurde, vereinbarten Klara Fessler und ihre Freundin Hella Pschorr, Heilig Abend in der Sektionshütte am Bödele zu verbringen. Sie verabredeten sich auf Hl. Abend ab 18:00 Uhr am Bahnhof in Dornbirn.

Als sie nach dem Hüttenschlüssel fragten, stellte sich heraus, dass auch die Familie Lanz die Weihnachtstage auf der Hütte verbringen will. Hella Pschorr wohnte in einer provisorischen Behausung in Friedrichshafen, Klara Fessler war in Siberatsweiler in Achberg evakuiert. Am Samstag, 24. Dezember machte sie sich auf den Weg.

Klara Fessler erzählt:
Am Nachmittag dieses Tages, gegen 15:00 Uhr fuhr ich per Rad zur Bahnstation Oberreitnau, stellt mein Vehikel bei einem Bauern ein und fragte vorsichtshalber am Schalter, wann um diese Zeit in Lindau ein Zug von Friedrichshafen eintreffen würde. Der Beamte sagte: „Von Friedrichshafen kann kein Zug mehr kommen, die Bahnstrecke wurde heute Vormittag bei Langenargen bombardiert“.

Zum Telefonieren gab es auch keine Möglichkeit mehr. Was tun? Ich fuhr trotzdem mit dem Zug nach Dornbirn. Während der Fahrt hatte ich aber dann doch Bedenken. Was mache ich, wenn Hella nicht am Bahnhof ist? Es ist Hl. Abend, und ich irre in Dornbirn herum.

Groß war meine Freude, als Hella, wie abgesprochen, am Bahnhof auf mich wartete! Sie hatte in Dornbirn einen Bruder und ist deshalb glücklicherweise schon am Abend zuvor hingefahren.

Nun holte sie dort noch ihre Skier, denn mit der Bahn durften damals keine Skier mehr befördert werden. Ich hatte meine Bretter in Ammenegg (jetzt Sonneck) deponiert. Nun zogen wir los durch die verdunkelte Stadt Dornbirn, aber nicht ohne an jedem Haus aufzuschauen, um vielleicht da oder dort einen Lichtschein eines Christbaumes zu erhaschen, denn es war ja bereits Bescherungszeit! Auf Fußpfaden stiegen wir hinauf nach Watzenegg und immer wieder kam eine Bank, auf die wir uns setzen konnten. Es war eine mondhelle Nacht, unter uns nach rechts ein weites verdunkeltes Land und links hell erleuchtet die Schweiz! Dieses Bild werde ich nie mehr aus den Augen verlieren. Ich musste mich immer wieder daran erinnern, dass heute Hl. Abend ist.

(…)

Der Mond schien so hell, dass ich mühelos den Spuren folgen konnte und es war beinahe so, als ob er uns wärmte. Hella zweifelte auf einmal an meiner Führung und wurde ängstlich, ob wir auch wirklich die Hütte finden würden, denn immer wieder ging der Aufstieg durch den dunklen Wald. Dann hatten wir auch bald die freie Fläche unter dem Lank erreicht, nun noch an der damaligen SS-Hütte vorbei und schon standen wir vor unserer Lankhütte.

Ein Blick zu den Fenstern, - alles dunkel. Es war nun schon eine halbe Stunde vor Mitternacht. Hella fragte: „Was machen wir jetzt?“ Ich schlug vor: Wir singen „Stille Nacht, Heilige Nacht!“ Gesagt, getan! Nach dem ersten Vers noch alles still, also sangen wir die zweite Strophe, danach hörten wir ein Geräusch in der Hütte und nun den dritten Vers, und dann öffnete sich die Haustür, und Papa Lanz begrüßte uns im Schlafanzug. Gleichdarauf kam seine Frau im Trainingsanzug die Treppe herunter und dahinter Tochter Ursula! Schnell legte Frau Lanz noch etwas Holz auf, kochte uns Tee, Ursula zündete die kleinen Kerzen an am Tannenbäumchen, das sie am Nachmittag im Wald geholt hatte, und noch einmal klang mehrstimmig: „Stille Nacht, Heilige Nacht“. In Ermangelung eines Christbaumschmucks hatte Ursula kleine weiße Wattekügelchen aufgesteckt.

(…)

Gar zu schnell vergingen die schönen Stunden, und auch an diesem Weihnachtstag, der ja den Frieden auf Erden bringen sollte, hörten wir von Ferne Kanonendonner. Verständlich war in dieser Stunde die große Sorge von Frau Lanz um ihren Sohn Werner. In der Nacht schneite es und auch noch am Morgen des zweiten Weihnachttages. Gegen Mittag mussten Hella und ich leider von diesem trauten Heim und unseren lieben Gastgebern wieder Abschied nehmen.

Wir schnallten unsere Skier an, und in sausender Fahrt ging´s hinunter im pulvrigen Neuschnee nach Haselstauden, der damaligen Bahnstation für Tourenfahrer. Dort verabschiedeten wir uns mit dem Wunsche, dass uns das Neue Jahr doch endlich den ersehnten Frieden bringen möge!

Quelle:
Klara Fessler hat ihre Erinnerungen bei dem Friedrichshafener städtischen Arbeitskreis „Erzählte Geschichte“ eingebracht. Klara Fessler: Weihnachten auf der Lankhütte. Eine nicht alltägliche Unternehmung an Weihnachten 1944, in: Mittteilungen der Alpenvereinssektion Friedrichshafen, Herbst 1988.

Mit herzlichem Dank an Franz-Josef Mesmer, DAV Friedrichshafen, für den Hinweis auf diesen Bericht.

Wem gehört das Bödele?

Stadtmuseum Dornbirn
Ausstellungsdauer: 5. Februar 2020 bis 31. Jänner 2021, Dienstag bis Sonntag, 10:00 bis 17:00 Uhr
Eröffnung: 4. Februar 2020, 18:00 Uhr, Kulturhaus Dornbirn

Angelika Kauffmann Museum in Schwarzenberg
Ausstellungsdauer: 9. Februar 2020 bis 31. Oktober 2020
9. Februar bis 26. April, Freitag bis Sonntag, 14:00 bis 17:00 Uhr
2. Mai bis 31. Oktober, Dienstag bis Sonntag, 10:00 bis 17:00 Uhr

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